Kann man durch „intuitives Essen“ abnehmen ?

Intuitiv essen: abnehmen und dabei auf nichts verzichten – so das Versprechen der Anbieter von Unterstützung zu einer solchen Ernährungsweise. Die Idee dahinter: Der Körper könne Hunger und Sättigung selbst regulieren, wenn wir nur auf unsere angeborene Intuition hören. Regeln und strenge Diäten seien so überflüssig. Das klingt im ersten Moment auch schlüssig. Dennoch gelingt es nur den wenigsten Menschen, wie viele Erfahrungen zeigen. Die Antwort liegt in der heute im Westen weitverbreiteten Ernährungsweise und der Lebensmittel, die hierbei verzehrt werden.

Was ist intuitives Essen?

Intuitives Essen ist im Grunde keine neue Methode zur Ernährungsweise, sondern eine Rückbesinnung auf unsere natürlichen Instinkte in Bezug auf die Nahrungsaufnahme. 1995 haben die beiden Ernährungswissenschaftlerinnen Evelyn Tribole und Elyse Resch das Konzept des intuitiven Essens als Gegenteil zur klassischen Diät entwickelt. Beim intuitiven Essen geht es darum, sich von starren Diätplänen und Regeln zu lösen und stattdessen auf die Körperempfindungen zu achten. Der Ansatz ist, dass unser Körper am besten weiß, was er benötigt, und dass wir ihm vertrauen sollten, um die richtigen Entscheidungen in Bezug auf unsere Ernährung zu treffen. Hierfür müsste man nur aufmerksam sein und die Signale wahrnehmen. Essen aus Geselligkeit, Langeweile oder Gewohnheit, häufige Gründe für einen zu hohen Nahrungs- und Kalorienkonsum, fallen daher weg. Es soll beim intuitiven Essen nur noch dann gegessen werden, wenn der Magen nach Nahrung verlang. Sobald Sättigung verspürt wird, endet auch die Nahrungsaufnahme. Intuitives Essen betont auch die Freude und den Genuss beim Essen, anstatt es nur als Mittel zum Zweck zu betrachten.

Bauchgefühl: So entstehen Hunger & Sättigung

Aber: Die Hunger- und Sättigungsregulierung ist ein komplexes Zusammenspiel von körperlichen Signalen, hormonellen Reaktionen und dem Nervensystem. Es beginnt im Magen, wo sich spezielle Zellen befinden, die Ghrelin produzieren, das sogenannte „Hungerhormon“. Wenn der Magen leer ist, wird Ghrelin ausgeschüttet und signalisiert dem Gehirn, dass es Zeit ist zu essen. Nehmen wir dann Nahrung zu uns, wird der Magen gedehnt, was zu einem Signal an das Gehirn führt, das wiederum die Produktion von Leptin auslöst. Das geschieht jedoch erst nach 20 Minuten. Daher ist langsames Essen Voraussetzung, um Sättigung wahrzunehmen. Leptin wird von den Fettzellen produziert und ist das „Sättigungshormon“. Es informiert das Gehirn darüber, dass genügend Energie vorhanden ist und wir aufhören können zu essen. Es ist ein komplexes Feedback-System, das unsere Nahrungsaufnahme auf eine natürliche Weise reguliert, wenn es nicht unterbrochen wird.

Wenn das Hungergefühl gestört ist

Die Theorie hinter intuitivem Essen beruht auf der Annahme, dass unser Körper diese natürlichen Signale von Hunger und Sättigung erkennen und darauf reagieren sollte. Jedoch hat unsere moderne Ernährungsweise dazu geführt, dass viele Menschen den Kontakt zu diesen Signalen verloren haben. Besonders der exzessive Konsum von zuckerreichen Lebensmitteln kann das empfindliche Gleichgewicht stören. Zuckerreiche Nahrungsmittel führen zu schnellen Blutzuckerspitzen, gefolgt von einem abrupten Abfall. Dies kann zu Heißhungerattacken und einer gestörten Regulierung des Appetits führen.

Das Problem mit intuitivem Essen

Das Hauptproblem, warum intuitives Essen bei vielen Menschen nicht funktioniert, liegt in deren bisherigen Ernährungsweise begründet. Die moderne Ernährung mit vielen verarbeiteten Lebensmitteln ist voll mit Zucker, Aromastoffen, Geschmacksverstärkern etc. Zuckerhaltige Lebensmittel können eine regelrechte Sucht auslösen. Logisch, dass dagegen kurzzeitige Crash-Diäten nicht ankommen können und zum Jojo-Effekt führen. Der ständige Konsum von stark verarbeiteten Lebensmitteln hat unser Belohnungssystem im Gehirn bereits beeinflusst. Dadurch geht oft die Fähigkeit, auf natürlichen Signale zu hören, verloren, da das Verlangen nach zuckerhaltigen Speisen die Intuition überlagert.

Ein weiterer Grund, warum intuitives Essen für viele nicht funktioniert, ist die weitverbreitete Insulinresistenz. Insulin ist ein Hormon, das für die Regulierung des Blutzuckerspiegels verantwortlich ist. Bei einer Insulinresistenz reagieren die Zellen nicht mehr angemessen auf Insulin, was zu einem Anstieg des Blutzuckers führen kann. Wird viel Insulin ausgeschüttet, beeinflusst das Hunger- und Sättigungsgefühl negativ und verstärkt das Verlangen nach immer mehr zuckerreichen Lebensmitteln.

Schritt 1 zum Wunschgewicht und zu einer gesunden Ernährung

Statt Diäten wie Low Carb oder intuitives Essen als Schlüssel zum Abnehmerfolg zu sehen, ist es entscheidend, den ersten Schritt in Richtung einer generell gesünderen Ernährung zu gehen. Dieser Schritt beinhaltet die Reduzierung von zuckerhaltigen Lebensmitteln für eine Süßentwöhnung. Weiterhin sollte der Verzehr von industriell stark verarbeiteten Lebensmitteln UND Süßgetränken bei vielen Menschen deutlich reduziert werden. Eine vitalstoff- sowie ballaststoffreiche Ernährung mit einem deutlich höheren Obst- und vor allem Gemüseanteil bildet die Grundlage für eine Umstellung des Geschmackssinns und des Essverhaltens hin zum Ursprung. Indem wir den Zuckeranteil und die Menge der Süßgetränke und Fertiglebensmittel (Saucen, Pizzen, Fertiggerichte) in unserer Ernährung reduzieren, ermöglichen wir es unserem Körper, sich von der Zuckerabhängigkeit zu lösen und wieder natürliche Signale von Hunger und Sättigung wahrzunehmen.  Dies ist Voraussetzung, um wahrzunehmen, wann man genug hat und wann es sich um Hunger oder nur Verlangen handelt!  Wobei letztes in der Durchschnittsbevölkerung weit häufiger der Fall ist.


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Ernährungswissen als Schlüssel

Aber selbst nach der Reduzierung von Zucker und der Rückkehr zu einem natürlicheren Essverhalten ist es entscheidend, sich über vitale Lebensmittel und die Eigenschaften einer präventiven Ernährung zu informieren. Denn nur wer weiß, was gut für den Körper ist, kann richtige Entscheidungen bewusst treffen. Selbst das Bundeszentrum für Ernährung sagt, dass man erst mal eine bunte Auswahl kennen muss, um gesunde Entscheidungen beim intuitivem Essen treffen zu können. Wird intuitives Essen so verstanden, dass man sich nicht blind auf das Bauchgefühl verlässt, sondern auf eine Kombination aus natürlichen Signalen und wissenschaftlich fundiertem Wissen über eine ausgewogene und vollwertigen Ernährung setzt, kann es auch funktionieren.

Fazit: Intuitives Essen – kann nur dann funktionieren, wenn unser Körper wieder normal reagiert

Das Konzept des intuitiven Essens setzt voraus, dass die Hunger- und Sättigungsregulation nicht gestört ist oder wird. Der Gedanke der intuitiven Ernährungsweise ist zwar verlockend, jedoch trifft er beim überwiegenden Teil der Bevölkerung nicht zu und wird dort nicht erfolgreich sein. Unsere Empfehlung ist es stattdessen den Zuckerkonsum aus Süßigkeiten, Backwaren und Süßgetränken zu reduzieren und hoch verarbeitete, Lebensmittel generell zu meiden. Alleine die Menge an industriell hoch verarbeiteten Lebensmitteln und deren negative Eigenschaften, stellt heute einen beträchtlichen Risikofaktor für viele zivilisatorische Krankheitsbilder dar. Zusammen mit fundiertem Wissen zu Stoffwechsel und Ernährungsthemen (Ernährungswissen), wie wir es seit Jahren vermitteln, gelingt es gesunde Entscheidungen bei der Ernährung zu treffen.  Dann werden Sie ganz automatisch auch echte, meist einfache und ehrliche LEBENSmittel bevorzugen. Denn in der Auswahl der richtigen Lebensmittel und Zutaten liegt der Schlüssel zu ganzheitlicher und nachhaltiger Gesundheit, die Ihrem Körper alles gibt, was er braucht, damit alle Schutz- und Reparaturmechanismen normal ablaufen können.

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