Darmflora optimieren, gegen Immunblockade bei Krebs – Stuhltransplantation

Die Zusammensetzung unserer Darmflora, scheint einen wesentlichen Einfluss nicht nur auf unsere Psyche, sondern auch auf unser Immunsystem zu haben, insbesondere auch im Zusammenhang mit dem individuellen Krebsrisiko. Eine Krebserkrankung tritt dann auf, wenn dauerhaft krebsfördernde Faktoren auf unsere Zellen einwirken, ohne dass derweil ausreichend Schutzstoffe und ein starkes Immunsystem als Gegenpol und zur Abwehr am Start sind.  Dann kann es dazu kommen, dass einzelne Zellen mit Gendefekten sich mehr und mehr reproduzieren und so ein sichtbarer Tumor entsteht.  Dieser ganze Prozess kann über Jahre und Jahrzehnte im Verborgenen ablaufen. 

Jetzt hat man in einer Studie erstmals den starken Einfluss des Darm-Mikrobiom auch im Zusammenhang mit Krebs gesehen. Eine gestörte Darmflora kann bei bestimmten Personen dazu führen, dass das Immunsystem so blockiert ist, dass immun fördernde Behandlungs-Maßnahmen, in diesem Fall eine Immuntherapie mit entsprechenden Medikamenten scheiterten. Früher gab es bereits in anderen Einrichtungen sehr erfolgreiche Therapieversuche im Zusammenhang mit Morbus Crohn früher. Dabei konnte man durch den Austausch des Darm-Mikrobiom beachtliche Therapieerfolge erzielen. Dieser Austausch der Gesamtheit der Bakteriengesellschaft eines Menschen, geschieht durch eine Transplantation der fäkalen Mikrobiota (Stuhltransplantation, FMT).

Die FMT zeigte sich dabei als eine potenzielle Strategie zur Überwindung der Resistenz gegen die Immun-Checkpoint-Inhibitoren, die bei 20 Patienten mit refraktärem Melanom zum Einsatz kommen sollten. In einer Phase-I-Studie, übertrug man Patienten, die nicht auf eine Immuntherapie bei einer Melanomerkrankung angesprochen hatten, mittels einer FMT das Darm-Mikrobiom gesunder Spender. Die objektive Ansprechrate betrug 65 % (13 von 20), darunter vier (20 %) vollständige Ansprechraten. Die Nachüberprüfung  ergab, dass zwar alle Patienten die Bakterienzusammensetzung ihrer jeweiligen Spender erfolgreich transplantiert hatten, die dadurch erworbene Ähnlichkeit zwischen Spender- und Patientenmikrobiom nahm aber nur bei den Respondern mit der Zeit zu. Bei diesen Patienten kam es im Verlauf zu einer Anreicherung von Bakterien, die für ein gesundes Immunsystem charakteristisch sind (immunogenen). Und gleichzeitig zu einer Abnahme von schädlichen Bakterien.

Das Ergebnis bei den Patienten, die auf die FMT (Stuhltransplantaion) ansprachen und die das Spendermikrobion (meist von Angehörigen) gut integrierten, war in diesem Fall ein besseres Ansprechen auf eine anschließende Immuntherapie mit einem Checkpointinhibitor. Dabei erzielten zwei Dritteln der Patienten eine Remission. Eine Immuntherapie, welche die körpereigene Krebsabwehr unterstützt, hat die Überlebenszeiten bei Melanom­-Patienten deutlich verlängert. Die Behandlung schlägt allerdings nur bei etwa 40 % bis 50 % der Patienten an. Ein Grund für die ausbleibende Wirkung wurde in einer Störung oder Darmflora vermutet, was zu den Untersuchungen mit der Stuhlübertragung führte. 

Diese wichtigen und interessanten Erkenntnisse aus dieser kleinen Studie wurde bei Betroffenen und im Allgemeinen bei den Klinikern bisher kaum wahrgenommen. Die dort gewonnenen Erkenntnisse könnten aber ebenso eine Relevanz haben, für andere Krebserkrankungen und auch auf das Ansprechen naturheilkundlicher immunstärkender Therapien, im Rahmen einer ganzheitlichen Krebsbehandlung zur Stärkung der Selbstheilungskräfte. Es sollte in diese Richtung unbedingt weiter geforscht werden. Und dem Darm-Mikrobiom sollte dabei künftig noch mehr Beachtung geschenkt werden. Vor allem dann, wenn es um scheinbar nicht zu überwindende Immunblockaden im Zusammenhang mit unterschiedlichen Krankheitsbildern geht.

Die positiven Erfahrungen, die hier mit einer Stuhltransplantation gemacht wurden, zeigen auch die Bedeutung auf, die etwa eine Darmreinigung (Colon Hydrotherapie), „Einläufe“ und eine gezielte Symbioselenkung im Rahmen einer Ganzheitstherapie haben können.  Vor allem die „Symbioselenkung“ durch geeignete Ernährung, mit vielen Prä- und probiotischen Lebensmitteln, ist ein noch zu wenig genutztes Mittel, um für eine gesunde Zusammensetzung der Darmflora und ein schlagkräftiges Immunsystem zu sorgen. Zumal man seit langer Zeit weiß, dass sowohl die Entgiftung und die Bioverfügbarkeit von bestimmten pflanzlichen Vitalstoffen SEHR stark vom jeweiligen Mikrobiom eines Menschen abhängt. Wie wir wissen, ist die heutige Ernährungsweise generell zu arm an Ballaststoffen. Ballaststoffe aber sind es, die nicht nur für eine geregelte Verdauung verantwortlich sind, sondern sie bestimmen, wie vielseitig und welche Bakterienkulturen sich im Darm ansiedeln und auf Dauer überleben können, weil sie ausreichend Nahrung zugeführt bekommen. Siehe zu diesem Thema auch unser Beitrag: https://www.topfruits.de/aktuell/ballaststoffe-in-diesen-lebensmitteln-sind-sie-enthalten/

Linktipps: https://www.science.org/doi/10.1126/science.abf3363 | https://www.topfruits.de/darm

Häufiger krank durch ballaststoffarme Ernährung

Neueste Forschungen der Universität Hamburg werfen einmal mehr ein Licht auf die überragende Bedeutung von Ballaststoffen für unser Immunsystem. Eine in der Fachzeitschrift „Journal of Immunology“ veröffentlichte Studie zeigt eine direkte Korrelation zwischen der Ballaststoffaufnahme und der Stärke des Immunsystems.
Kurzfristige Auswirkungen. In einem ersten Schritt der Studie wurden Mäuse mit einer ballaststoffreichen Ernährung gefüttert. Eine Umstellung auf eine ballaststoffarme Kost führte innerhalb weniger Tage zu einer erhöhten Anfälligkeit für bakterielle Infektionen wie Salmonellen und einem Rückgang der T-Zellen im Blut [2]. 

Die Forscher konnten diese Ergebnisse auch auf den menschlichen Kontext übertragen: Sie sahen dabei, dass die T-Zellen-Konzentration bei menschlichen Probanden nach nur fünf Tagen einer ballaststoffarmen Ernährung sank, was auf eine Schwächung des Immunsystems hindeutet. Ein wichtiger Aspekt der Studie war die Rolle der Darmflora. Die Darmbakterien, die kurzkettige Fettsäuren wie Milchsäure und Propionsäure produzieren, werden durch den Mangel an Ballaststoffen in ihrem Wachstum gehemmt. Diese Fettsäuren sind Energielieferanten, aber sie unterstützen auch die Immunantwort und die Zellerneuerung [4]. Der Zusammenhang zwischen Darm und Immunsystem ist bereits länger bekannt. Aber die Geschwindigkeit, mit der der Körper auf Ernährungsänderungen reagiert, ist bemerkenswert. Die Untersuchungen legen nahe, dass ballaststoffarme Ernährung, wie sie bei vielen Menschen im Westen heute vorherrscht, definitiv zu häufigeren Erkrankungen mit stärkeren Symptomen führt.

Trotz der zahlreichen Belege für die Bedeutung einer ballaststoffreichen Ernährung liegt die Ballaststoffaufnahme in Deutschland bei nur etwa 20-25 Gramm pro Tag. Dabei empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) mindestens 30 Gramm täglich. Selbst das ist nur die Untergrenze dessen, was für unsere Gesundheit wünschenswert wäre. Aus der Perspektive der Erfahrungs- und Naturheilkunde ist die Empfehlung der DGE noch zu niedrig angesetzt. Studien deuten darauf hin, dass eine Aufnahme von bis zu 50 Gramm Ballaststoffen pro Tag weitere gesundheitliche Vorteile bringen kann. Frühere Generationen kamen durch die Art Ihrer Ernährungsweise und der verwendeten Lebensmittel leicht auf eine Ballast- und Faserstoffzufuhr von 100 g am Tag.

Unsere Empfehlungen: Es ist alarmierend, dass viele Menschen ihre Gesundheit durch ihre ballaststoffarme Ernährung gefährden, insbesondere in Anbetracht der negativen Auswirkungen auf das Immunsystem. Die Empfehlung der DGE mit 30g / Tag ist dabei noch zu niedrig angesetzt. Studien deuten darauf hin, dass eine Aufnahme von bis zu 50 Gramm Ballaststoffen pro Tag weitere gesundheitliche Vorteile bringen kann.

Die gute Nachricht aus der Studie ist, dass eine Umstellung der Ernährung auf eine ballaststoffreiche Kost auch rasche Verbesserungen bringen kann. Erhöhen Sie Ihre Ballaststoffaufnahme aus Vollkornprodukten, Gemüse und Hülsenfrüchten und Nüssen mit geringem Verarbeitungsgrad. Streben Sie am besten 50 Gramm pro Tag an, idealerweise sogar mehr. Ernähren Sie sich vollwertig und abwechslungsreich. Denken Sie auch an lösliche Ballaststoffe wie Inulin als Pulver oder aus inulinreichen Gemüsen, wie Topinambur oder Yacon. Eine breite Palette von ballaststoffreichen Lebensmitteln ist der Garant dafür, um auch genügen andere Mikronährstoffe zu erhalten. Die Auswirkungen einer ballaststoffreichen Ernährung auf das Immunsystem sind klar, und die Umstellung ist ein einfacher, aber effektiver Weg, um Ihre Gesundheit deutlich zu verbessern.

Quellen: [1] Deutsche Gesellschaft für Ernährung, [2] Journal of Immunology, Universität Hamburg
Linktipp: https://www.topfruits.de/ballaststoffe
https://www.topfruits.de/gemuese-ist-mehr-als-ein-nahrungsmittel-gesundheitsratgeber-prof.-dr.-hans-christoph-scharpf-ebookLinktipp: https://www.topfruits.de/ballaststoffe

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