Seed Cycling: Samen essen und Hormone regulieren

Immer mehr Frauen möchten mit natürlichen Lebensmitteln ihre Hormone ins Gleichgewicht bringen. Das Essen bestimmter Samen zu bestimmten Zeiten soll Beschwerden während des Zyklus und in den Wechseljahren reduzieren. Doch wie funktioniert der Trend zur Hormonregulierung?

Was ist Seed Cycling?

Das Seed Cycling stammt ursprünglich aus der Naturheilkunde und wurde durch die sozialen Medien neu entdeckt. Eine hormonfreundliche Ernährung, die reich an bestimmten Nährstoffen ist, kann laut zahlreichen Studien vielen gynäkologischen Beschwerden vorbeugen oder akute Symptome lindern. Samen, englisch „Seeds“, gehören zu den Lebensmitteln, die mit ihren wertvollen Inhaltsstoffen positiv auf den Hormonspiegel von Östrogen und Progesteron wirken können.

Bei der natürlichen Methode zur Hormonbalance werden im Einklang mit dem Zyklus bestimmte Samen täglich und in einem rotierenden Rhythmus gegessen. Doch nicht nur vor und während der Menstruation kann Seed Cycling praktiziert werden. Auch in den Wechseljahren und nach der Menopause soll regelmäßiges Essen von Samen sich positiv auf die Frauengesundheit auswirken und hormonell bedingte Beschwerden lindern.

Info: Ein anderer Name für Seed Cycling ist Seed Rotation, meint aber das identische Prinzip.

Wie funktioniert Seed Cycling?

Der Menstruationszyklus der Frau wird in zwei Phasen unterteilt: die Follikel- und die Lutealphase. Mit dem ersten Tag der Menstruation beginnt die erste Phase, mit dem Eisprung beginnt die zweite Phase. Der weibliche Rhythmus ist wie ein Rad, an den das Seed Cycling angepasst wird. Somit werden die Samen im Einklang mit dem weiblichen Zyklus gegessen.

Follikel- und Lutealphase werden von Hormonen reguliert, insbesondere Östrogen und Progesteron. Je nach Zyklusphase sind die Hormonspiegel unterschiedlich, daher sind auch die Ernährungsempfehlungen anders. Auch in den Wechseljahren kommt es zu Hormonschwankungen. Samen je nach Bedarf zu essen, kann ausgleichend und harmonisierend auf den Körper von Frauen wirken. Sind die Hormonschwankungen nicht so stark, können Beschwerden milder ausfallen.

Gut zu wissen: Obwohl sich Seed Cycling nach dem Zyklus der Frau richtet, kann es auch bei unregelmäßigem Zyklus, den Wechseljahren oder nach der Menopause durchgeführt werden.

Welche Samen esse ich beim Seed Cycling?

Als Samen werden beim Seed Cycling Leinsamen, Kürbiskerne, Sonnenblumenkerne und Sesamsamen verwendet. Am besten sind Samen in Bio-Qualität. Diese sind reich an Vitaminen und Mineralstoffen, die wichtig für Gesundheit und Wohlbefinden sind. Zudem liefern sie jede Menge Ballaststoffe, Omega-3-Fettsäuren, Proteine, Antioxidantien und weitere wichtige Nährstoffe.

Phase 1 beim Seed Cycling

Die notwendigen Mikronährstoffe zur Unterstützung der Follikelphase liefern die Ölsaaten Leinsamen und Kürbiskerne. Sie enthalten Omega-3-Fette und sogenannte Phytoöstrogene, also pflanzliche Stoffe mit antioxidativer, entzündungshemmender und hormonregulierender Wirkung. Ziel ist es in der ersten Zyklusphase, die Östrogenproduktion und Hormonbalance zu unterstützen.

Info: Auch Chiasamen können in der Lutealphase wichtige Nährstoffe liefern.

Phase 2 beim Seed Cycling

In der Lutealphase gilt es, den Eisprung zu unterstützen und die Verdauung zu verbessern. Denn ein gesunder Darm ist für den Hormonstoffwechsel enorm wichtig. Sonnenblumenkerne und Sesamsamen sind reich an Omega-3-Fettsäuren sowie Calcium und können den Progesteronstoffwechsel positiv beeinflussen.

Bei welchen Beschwerden soll Seed Cycling helfen?

Zunächst einmal: Wissenschaftliche Studien und Belege für die Wirksamkeit von Seed Cycling gibt es nicht. Als Ergänzung zu anderen Maßnahmen kann das Essen von Samen sowie eine nährstoffreiche Ernährung allgemein jedoch zur Hormonbalance beitragen.

Seed Cycling kann folgendermaßen eingesetzt werden:

  • bei allgemeinen Regelbeschwerden
  • bei unregelmäßiger Periode
  • für die Haut- und Haargesundheit
  • beim Prämenstruellen Syndrom (PMS)
  • bei Endometriose
  • bei Wechseljahrsbeschwerden

Manche Frauen praktizieren Seed Cycling auch zur Unterstützung der Fruchtbarkeit.

Hinweis: Hormonelle Störungen sollten ärztlich abgeklärt werden. Leiden Sie unter starken Beschwerden während des Zyklus oder in den Wechseljahren, suchen Sie bitte einen Arzt auf.

Leinsamen und Hormonhaushalt

Laut einer Studie können Leinsamen Hormonspiegel und Zyklusrhythmus positiv beeinflussen, die Lutealphase verlängern und prämenstruelle Brustschmerzen reduzieren (1). Auch bei Frauen in den Wechseljahren wurden schwache Wirkungen beobachtet: Leinsamen konnten den Östrogenspiegel leicht anheben sowie Hitzewallungen und Scheidentrockenheit reduzieren (2).

Auch der Zusammenhang von Brustkrebs und dem Verzehr von Leinsamen ist Teil der Forschung. Danach könnten Leinsamen eine wichtige Rolle bei der Verringerung des Brustkrebsrisikos spielen, insbesondere in der Postmenopause (3).


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Seed Cycling in der Praxis: So geht’s

1. Zyklushälfte (Tag 1 der Periode bis Tag 14)
Samen: Leinsamen (Goldleinsamen oder braune Leinsamen) und Kürbiskerne
Dosierung: Pro Tag je 1 Esslöffel

2. Zyklushälfte (Tag 15 bis Tag 28)
Samen: Sonnenblumenkerne und Sesamsamen
Dosierung: Pro Tag je 1 Esslöffel

Zubereitung: Die Samen in einem Mixer zerkleinern und unter Joghurt, Müsli, Salate, Suppen oder Hauptgerichte mischen. Alternativ können die Saaten zusammen mit anderen Zutaten in einem Smoothie püriert werden. Am besten ist es, die Samen immer frisch zu zermahlen und bei warmen Gerichten erst vor dem Servieren darüberzustreuen.

Durch das Zerkleinern wird die Bioverfügbarkeit erhöht und die Inhaltsstoffe können vom Körper besser aufgenommen werden. Wichtig: Ausreichend dazu trinken!

Seed Cycling nach der Menopause

Ohne Monatsblutung kann das Seed Cycling ebenfalls angewendet oder fortgeführt werden. Essen Sie pro Tag je ein Esslöffel Leinsamen und Kürbiskerne für zwei Wochen und pro Tag je ein Esslöffel Sonnenblumenkerne und Sesamsamen im Wechsel. Beginnen können Sie damit jederzeit.

Seed Cycling und Mondzyklus

Es ist auch möglich, insbesondere bei einem unregelmäßigen Zyklus, das Seed Cycling an die Mondphasen anzupassen – Phase 1 mit Leinsamen und Kürbiskernen mit Neumond startend und Phase 2 mit Sonnenblumenkernen und Sesamsamen mit Vollmond beginnend.

Hormonsnack mit Samen

Sie können die Samen ebenso mit anderen gesunden Zutaten zu einer Masse pürieren, die Sie zu rohköstlichen Energy-Balls oder Müsliriegeln formen. So stellen Sie Ihren eigenen Hormonbalance-Snack her. Folgende weitere Zutaten eignen sich:

Unser Tipp: Bereiten Sie den Hormon-Snack für drei bis vier Tage vor und bewahren Sie ihn im Kühlschrank bis zum Verzehr auf.

Rezepttipp: Seed Cycling Energyballs

Die angegebenen Zutaten pro Phase ergeben 28 kleine bzw. 14 große Energyballs. Pro Tag sollten 2 bzw. 1 Kugel gegessen werden.

Zutaten für Phase 1 mit ayurvedischen Gewürzen:
14 EL Leinsamen
14 EL Kürbiskerne
10 Medjool Datteln (ca. 150 g)
12 EL Proteinpulver nach Wahl
9 EL Mandelmilch
6 TL Ayurvedische Gewürzmischung
1/2 TL Muskatnuss (optional)
1 Prise Salz

Zutaten für Phase 2 mit Zimt und Kakao:
14 EL Sonnenblumenkerne
14 EL Sesamsamen
10 Medjool Datteln (ca. 150 g)
12 EL Proteinpulver nach Wahl
9 EL Mandelmilch
2 EL Kakaopulver
2 EL Maca-Pulver
1 EL Zimt
1 Prise Salz

Zubereitung für beide Varianten:
Zuerst die entsprechenden Samen in einem Mixer oder Ähnlichem mahlen, bis eine mehlartige Konsistenz entsteht. Eventuell sind mehrere Durchgänge notwendig.
Datteln in einer Küchenmaschine zerkleinern. Gemahlene Samen und restliche Zutaten dazugeben. Alles ca. 30 Sekunden miteinander vermengen, bis eine teigartige Konsistenz entsteht. Der Teig sollte etwas krümelig aussehen, aber beim Draufdrücken zusammenkleben. Sollte die Masse zu trocken sein, kann noch etwas mehr Mandelmilch hinzugegeben werden. Bei einer zu feuchten Masse einfach noch etwas Proteinpulver dazugeben.
Mithilfe eines Esslöffels 28 gleich große Kugeln formen (= 2 Kugeln pro Tag). Wer möchte, kann auch größere Kugeln (14 Stück) formen und pro Tag eine Kugel essen. Die Energy Balls sollten im Kühlschrank gelagert werden. Die Seed Cycling Energyballs sollten für jede Phase frisch zubereitet werden.

Wie lange kann ich Seed Cycling machen?

Seed Cycling ist langfristig angelegt und sollte über einige Monate praktiziert werden, um spürbare Effekte zu erzielen. Sie sollten also Geduld haben und die Samen wirklich täglich essen. Frauen mit Verdauungsstörungen können Probleme mit dem hohen Ballaststoffgehalt bekommen. Dann beginnen Sie zunächst mit einer kleineren Menge der Samen und steigern sich langsam.

Vermeiden Sie einseitige Diäten. Eine nährstoffreiche und ausgewogene Ernährung, ein normales Gewicht, ausreichend Schlaf und ein gesunder Lebensstil können ebenfalls die Hormonregulation unterstützen. Weitere phytoöstrogenhaltigen Lebensmitteln wie Sojaprodukte und Cashewkerne in den Speiseplan einzubauen, kann helfen.


Quellen:

(1) https://academic.oup.com/jcem/article-abstract/77/5/1215/2649961?redirectedFrom=fulltext

(2) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4930534/

(3) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5808339/


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