Spermidin ein Pflanzenstoff den Sie kennen sollten.

Was ist Spermidin und welche Wirkungen hat Spermidin?

Spermidin ist eine Substanz, die natürlicherweise im menschlichen Körper vorkommt. Sie wird im Organismus selbst synthetisiert (hergestellt). Man hat jedoch beobachtet, dass der Spermidingehalt im Blut, im Laufe des Lebens sinkt. Ein hoher Spermidingehalt im Blut war in Untersuchungen an Tiermodellen assoziiert mit verlangsamten Alterungsprozessen und einer längeren Lebensdauer. Es gibt zwar nur wenig Untersuchungen an Menschen, trotzdem scheint es sinnvoll zu sein, einen hohen Spermidingehalt im Blut auch im fortgeschrittenen Alter anzustreben. Glücklicherweise können wir dies einfach erreichen, denn Spermidin gibt es, als preiswerte Nahrungsergänzungsmittel zu kaufen und man findet Spermidin auch in einigen Lebensmitteln.

Die gute Nachricht vorweg: Spermidin als Mikronährstoffe aus natürlichen Quellen ist sicher. In einer Studie nahmen Probanden beispielsweise über 3 Monate 1,2 Milligramm Spermidin täglich ein, ohne irgendwelche Nebenwirkungen. Die Tages-Höchstmenge für Nahrungsergänzungsmittel wurde seitens der Behörden auf 6 Milligramm festgesetzt.

Spermidin unterstützt Prozesse, die eine innere Reinigung in den Zellen unterstützt, fast so wie wir es vom Fasten kennenBetrachten wir Spermidin chemisch, dann ist es ein biogenes Polyamin, also eine organische Verbindung mit mehreren Aminogruppen, die auch Monoaminopropylputrescin genannt wird. Diese Verbindung kommt in allen Zellen vor, denn sie ist am Zellwachstum beteiligt. Was Spermidin hierbei genau macht, ist jedoch noch nicht bis ins letzte Detail bekannt.  Wer bei Spermidin zuerst an Samenflüssigkeit dachte, liegt gar nicht so falsch, denn tatsächlich kommt der Name daher. Spermidin ist ein Zwischenprodukt bei der Bildung von Spermin. Dieses Polyamin wurde zuerst in der männlichen Samenflüssigkeit entdeckt und diese war namensgebend. Doch das war eher Zufall, denn Spermidin kommt, wie gesagt, in jeder Körperzelle von allen lebenden Organismen vor, was darauf hindeutet, dass die Substanz eine wichtige Funktion hat.

Spermidin wird schon relativ lange beforscht, weil Wissenschaftler in der Verbindung einen echten Jungbrunnen und Schutzstoff vermuten. Ab etwa den 1980er-Jahren stieg die Anzahl der Studien mit Spermidin fast stetig an. Heute sind mehr als 14.000 wissenschaftliche Publikationen zu dem Stichwort auf PubMed (wissenschaftliche Literaturdatenbank) zu finden.
Ein interessantes Video über Spermidin finden Sie hier: https://www.youtube.com/watch?v=-7vHaqziVh4

Welche Wirkungen hat Spermidin?Fasten fördert Autophagie und Erneuerung

Die Forschung beobachtet ganz verschiedene Aspekte von Spermidin. Einige Studien beobachten die im Folgenden beschriebenen Wirkungen. Andere die Bioverfügbarkeit, also ob Spermidin aus Lebensmitteln überhaupt in den Körperzellen ankommt und wieder andere eine mögliche Toxizität. Die gute Nachricht vorweg: Spermidin als Mikronährstoffe aus natürlichen Quellen ist sicher. In einer Studie nahmen Probanden beispielsweise über 3 Monate 1,2 Milligramm Spermidin täglich ein, ohne Nebenwirkungen. Dennoch gibt es eine Höchstmenge für Nahrungsergänzungsmittel, die bei 6 Milligramm pro Tag liegt. 

Bei der Frage nach der Bioverfügbarkeit wird es schon etwas komplexer, denn es gibt Studien, die zeigen, dass nach spermidinreicher Nahrung, die Blutkonzentration unverändert bleibt. Andere Forschungen zeigen nach der Einnahme von Spermidin Effekte. Daher sagt auch Spermidin-Forscher Raimund Pechlaner von der Universität Innsbruck: „Der Überlebensvorteil von spermidinreicher (mindestens 80 µmol pro Tag) im Vergleich zu spermidinarmer Ernährung (<60 µmol pro Tag) beträgt rund fünf Jahre“. Somit dürfte das Spermidin aus Lebensmitteln doch an den Zellen ankommen. Abgesehen von wenigen Beobachtungsstudien gibt es kaum wissenschaftliche Untersuchungen am Menschen zu Spermidin. Das Wissen über diesen Botenstoff stammt überwiegend aus Zell- und Tierstudien. So auch das Wissen über die Wirkung in Bezug auf bestimmte Zellalterungsprozesse.

Spermidin aktiviert die Autophagie und hat weitere Erneuerungs- und Anti-Aging Effekte

Den Begriff Autophagie haben Sie vermutlich schon im Zusammenhang mit Fasten gehört: die Autophagie ist ein unabdingbares körpereigenes Reinigungsprogramm der Zellen. Kaputte Proteine und Zelltrümmer werden hierbei recycelt. Dieser Prozess wenn er regelmäßig stattfindet, hält die Zellen und die Kraftwerke der Zellen, die Mitochondrien aktiv und jung. Fasten ist heute ja nur noch wenig beliebt und die meisten Menschen fasten selten oder gar nicht. Spermidin täuscht dem Körper einen Fastenzustand vor, indem es die Autophagie aktiviert. Da aber der Spermidingehalt im Blut mit dem Alter sinkt und Fastenperioden ausbleiben, findet dieser Prozess der Erneuerung im Alter nur noch selten oder garnicht mehr statt. Wir bemerken dies an Fältchen und altersbedingten Erkrankungen wie Leber- oder Nierenschäden. Spermidin soll nun gleich doppelte jung halten, denn erstens aktiviert es die Autophagie und zweitens schützt es die Chromosomenenden vor einem Abbau. Diese Enden sind durch sogenannte Telomere (Schutzkappen) eingehüllt, die jedoch immer kürzer werden. Ist eine kritische Telomerlänge erreicht, wird der programmierte Zelltod ausgelöst. In einer Studie konnte gezeigt werden, dass ältere Mäuse, die spermidinreiche Nahrung erhielten, genauso lange Telomere hatten wie junge Mäuse.

Junge Gehirnzellen und möglicher Schutz vor Demenz

Zu den altersbedingten Erkrankungen zählen auch einige Formen der Demenz, daher haben Forscher auch den Einfluss von Spermidin auf die Gehirnalterung bei Mäusen untersucht. Das Ergebnis: Einige schützende Faktoren wie die Verhinderung von Entzündungen, die Aktivierung der Autophagie sowie ein Einfluss auf die Mitochondrien konnten gezeigt werden. All dies kann einen Einfluss auf die Entstehung von Demenz und weiteren neurodegenerativen Erkrankungen haben. Zusammengenommen zielen die beobachteten Wirkungen auf verlangsamte Alterungs- und Degenerationsprosse und eine verlängerte Lebensdauer bei guter Gesundheit ab, in Expertenkreisen auch Longevity genannt. Genau zu diesem Ergebnis kommt auch eine Langzeitbeobachtungsstudie aus Innsbruck. Knapp 900 Patienten wurden über 20 Jahre auf ihr Ernährungsverhalten hin befragt. Das Ergebnis: Wer viel Spermidin aufnahm, lebte länger.

In welchen Lebensmitteln ist Spermidin enthalten?

Das wohl spermidinreichste Lebensmittel sind Weizenkeime mit 0,24 Milligramm Spermidin pro Gramm. Doch auch einige andere Lebensmittel punkten mit nennenswerten Spermidin-Gehalten:

Weizenkeime  0,24 mg/g
Sojabohnen  0,20 mg/g
Cheddar  0,19 mg/g
Pilze  0,09 mg/g
Reiskleie  0,05 mg/g
Erbsen  0,04 mg/g

Es gibt noch eine weitere Möglichkeit den Spermidingehalt im Körper zu erhöhen, denn spezielle Darmbakterien sind in der Lage, dieses Polyamin zu bilden. Essen wir also probiotische Lebensmittel, dann kann der Spermidingehalt der aufgenommenen Nährstoffe steigen. Eine Studie aus Mainz zeigte kürzlich, dass das Spermidin der Darmbakterien hilft, Entzündungen im Darm zu reduzieren und so das Immunsystem stärkt. Die Ernährung hat also gleich auf zwei Arten einen Einfluss auf den Spermidingehalt im Körper.


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Quellen:
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