Ernährung und Krebsstoffwechsel – ein enger Zusammenhang

Was Krebspatienten den lieben langen Tag so essen, hat auch einen erheblichen Einfluss auf den Krebsstoffwechsel. Was die Naturheilkunde seit Jahrzehnten predigt, sickert auch so langsam zur Schulmedizin durch. Zumindest befassen sich immer mehr Studien mit den Stoffwechselzusammenhängen, die schon Warburg, Seeger, Kuhl und andere vor Jahrzehnten auf die eine oder andere Art gesehen und erklärt haben. Die Rolle der Ernährung bei der Entwicklung und Behandlung von Krebserkrankungen gewinnt nun auch in der orthodoxen Medizin zunehmend an Aufmerksamkeit. Besonders Kalorienrestriktion und spezielle Diäten wie die ketogene Diät zeigen in Studien vielversprechende Ansätze, um den Stoffwechsel von Tumoren zu beeinflussen und das Therapieansprechen zu verbessern.

Fastenzyklen und Kalorienrestriktion: Positive Effekte auf Stoffwechsel und Krebsbehandlung

Eine reduzierte Kalorienzufuhr führt bei gesunden Erwachsenen zu einer Abnahme des Körpergewichts, der Fettmasse sowie des Insulin- und Schilddrüsenhormonspiegels. Diese Veränderungen beeinflussen auch den Tumorstoffwechsel: Eine Senkung des Insulinspiegels reduziert die PI3K-Signalisierung, einen zentralen Wachstumsweg in Tumoren. Gleichzeitig fördert die Kalorienrestriktion das Immunsystem, indem sie CD8+- und CD4+-T-Zellen vermehrt aktiviert und antioxidative Signalwege unterstützt.

Fastenzyklen (z. B. Fasten-mimetische Diäten wie etwa das Scheinfasten nach Valter Longo) haben in klinischen und präklinischen Studien ähnliche positive Effekte auf den Stoffwechsel und die Lebenserwartung wie Kalorienrestriktion gezeigt, unabhängig von der tatsächlichen Kalorienzufuhr. Bei Mäusen mit Prostata- oder Brustkrebs konnte Fasten das Ansprechen auf konventionelle Therapien verbessern, wobei niedrige Insulin- und IGF1-Spiegel eine Schlüsselrolle spielen.

Einfluss der ketogenen Diät auf Tumorwachstum und Immunantwort: Neue Studien und Ansätze

Die ketogene Diät, bei der der Körper Energie überwiegend aus Fetten statt Glukose gewinnt, könnte bei einigen Tumorarten vorteilhaft sein, indem sie den Warburg-Effekt beeinflusst. Der Warburg-Effekt beschreibt, dass Tumorzellen überwiegend Glukose zur Energiegewinnung nutzen und dabei als Abfallprodukt Milchsäure produzieren. Diese überwiegend linksdrehende Milchsäure vergiftet den Stoffwechsel und heizt andererseits das Tumorwachstum bzw. fördert die Agressivität des Tumors an, Die Ketose dagegen, ein Stoffwechsel-Zustand, in dem der Körper aus einer fettreicheren Ernährung vermehrt Ketonkörper wie 3-Hydroxybutyrat produziert, scheint das Tumorwachstum zu bremsen.

In Studien konnte außerdem gezeigt werden, dass eine ketogene Diät die Immunantwort verstärkt, indem sie die Anzahl spezifischer T-Zellen erhöht und die Wirkung von Immuntherapien unterstützt. Fasten und die ketogene Diät optimieren die zytotoxische Reaktion im Tumor. In Mausmodellen wurde beobachtet, dass Nahrungskarenz das Ansprechen auf Immuntherapien wie PD-1- oder CTLA-4-Inhibitoren wiederherstellen kann. Eine ketogene Diät in Kombination mit der Supplementierung von exogenen Ketonen zeigt Potenzial, besonders bei aggressiven Tumorarten wie Melanomen. Aktuelle Studien untersuchen außerdem den Einfluss einer ballaststoffreichen Ernährung und der ketogenen Diät auf das Darmmikrobiom speziell von Krebspatienten. Frühere Untersuchungen lassen vermuten, dass die Kombination von Diät, Fasten und Immuntherapie durch die Modulation des Mikrobioms das Ansprechen auf eine konventionelle Therapie verbessern könnte. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass eine reduzierte Proteinzufuhr Entzündungen verringern und die antitumorale Immunantwort fördern kann.  

Die aktuelle Forschung zeigt eindeutig, dass eine gezielte Ernährungsstrategie – sei es durch Kalorienrestriktion, Fasten oder ketogene Diäten – das Tumorwachstum und den Krankheitsverlauf beeinflussen und auch das Ansprechen auf Therapien verbessern kann. Leider sind diese Erkenntnisse bisher nicht im klinischen Alltag angekommen, wenn man sich anschaut, was Krebspatienten so in der Klinik zum Essen serviert bekommen.  Hier muss, wie auch in vielen anderen Dingen, der Betroffene selbst aktiv werden, um alle Chancen und Möglichkeiten zu nutzen!  Sehr hilfreich als erste Orientierung ist die informative Broschüre Ernährung und Krebs, herausgegeben von der GfbK in Heidelberg.



Linktipps: 

1. Die Kraft einer gesunden Ernährung
2. Das Anti Krebs Buch – Basislektüre für Krebspatienten und die es nicht werden wollen.

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