Gluten soll dick machen, Suchtverhalten auslösen, Entzündungen verursachen und für zahlreiche Krankheiten wie Diabetes, Arthrose und Herzkreislauferkrankungen verantwortlich sein. Doch sind die Vorwürfe gerechtfertigt und ist dieser Verzicht wirklich für jeden sinnvoll?
Gluten ist ein Protein, das in Getreidepflanzen wie Weizen als Speicherprotein dient. Es sichert die Nährstoffversorgung des Keimlings und schützt das Getreidekorn vor Fressfeinden. Diese Schutzfunktion wird durch die Aminosäuren Glutaminsäure und Prolin ausgelöst, die von menschlichen Verdauungsenzymen nicht vollständig abgebaut werden können. Beim Menschen gelangen daher unverdautes Gluten in den Dünndarm und können dort das Immunsystem aktivieren und tatsächlich Entzündungen auslösen. Bei manchen Menschen kann dieser Prozess Zöliakie, Weizenallergie oder Glutenüberempfindlichkeit verursachen. Aber nicht jeder, der Gluten zu sich nimmt, entwickelt diese Beschwerden. Bei der Zöliakie muss zusätzlich eine genetische Veranlagung vorliegen, während bei der Weizenallergie und der Glutensensitivität auch andere Inhaltsstoffe wie andere Weizenproteine und Zucker eine Rolle spielen.
Es gibt Hinweise darauf, dass Gluten auch bei anderen Erkrankungen eine Rolle spielt. Diese Erkrankungen sind jedoch sehr komplex und werden nicht allein durch den Verzehr von Gluten ausgelöst. Eine glutenfreie Ernährung scheint lt. aktueller Datenlage für gesunde Menschen keine Vorteile mit sich zu bringen. Der Verdacht, dass Gluten Krankheiten wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Reizdarmsyndrom, Leaky-Gut-Syndrom, Autismus-Spektrum-Störungen, Hashimoto-Thyreoiditis, rheumatoide Arthritis, Multiple Sklerose, Asthma, chronisches Erschöpfungssyndrom und Depressionen auslöst, ist nur teilweise bestätigt. Ob tatsächlich ein Zusammenhang zwischen der entzündungsfördernden Eigenschaft von Gluten und diesen Krankheiten besteht, bedarf noch weiterer Forschung.
Für Menschen, die an Zöliakie, Weizenallergie oder erhöhter Glutensensitivität leiden, ist eine glutenfreie Ernährung allerdings angebracht und verbessert deutlich die Lebensqualität. Für Personen, die Gluten und andere Weizenproteine gut vertragen, ist ein Glutenverzicht nicht unbedingt erforderlich. Dennoch sollte eine zu hohe Aufnahme von Gluten durch den übermäßigen Konsum von Brot und Backwaren vermieden werden. Vor allem, wenn dafür Mehle aus modernem Hybridweizen verwendet werden. Eigene Brote/Backwaren, die unter Verwendung von Kamut, Emmer oder Einkorn, mit Sauerteig und mit langer Teigführung hergestellt werden, haben in Bezug auf die Verträglichkeit einen völlig anderen Charakter, auch wenn diese ebenfalls Gluten enthalten.
Linktipps:
1. Was Sie bei Glutenunverträglichkeit tun können
2. Glutenfreie Produkt bei Topfruits
3. Ausführliche Infos zum Thema Weizenproteine