Geschichtliche Informationen zum Serotonin
In den 30er Jahren entdeckte der italienische Pharmakologe Vittorio Erspamedas Serotonin im Darmnervensystem und isolierte es aus der Schleimhaut des Magen-Darmtraktes. Zwanzig Jahre später konnten amerikanische Wissenschaftler das Serotonin im Blutserum nachweisen und isolieren. Den Namen der neu entdeckten Substanz leiteten die Forscher von seiner Wirkung auf den Blutdruck ab: Serotonin ist Teil des Blutserums, welche den Tonus der Gefäße reguliert. Auch die chemische Struktur des Serotonins wurde von diesen Wissenschaftlern vorgeschlagen und 1951 bestätigt. Das Vorkommen des Hormons im Gehirn wurde 1953 von amerikanischen Wissenschaftlern nachgewiesen. Kurz darauf konnte Erspame nachweisen, dass das von ihm gefundene Serotonin in der Darmschleimhaut mit dem Serotonin im Blutserum übereinstimmte. In den 1990er Jahren zeigte sich, dass beim Menschen mindestens vierzehn verschiedene Serotonin-Rezeptoren existieren, die für die vielfältigen Wirkungen des Serotonins verantwortlich sind. Vorkommen von Serotonin
Serotonin ist in der Natur weit verbreitet und kommt sowohl in Pflanzen und höheren Pilzen, als auch in Tieren und Menschen vor. Walnüsse enthalten mehr als 300 Mikrogramm Serotonin pro Gramm. Aber auch Bananen, Kiwis, Pflaumen, Tomaten und Kakao enthalten nennenswerte Mengen des Stoffes. Im gesamten menschlichen Organismus liegt eine Serotoninmenge von ca. 10 mg vor. Etwa 95 % dieser Serotoninmenge wird im Magen-Darm-Trakt gespeichert. Nach Aufnahme von Serotonin über die Nahrung, z. B. beim Essen von Bananen, wird ca. 75 % in den Blutkreislauf aufgenommen und nach der Verstoffwechslung über den Urin wieder ausgeschieden. Es landet somit nicht im Gehirn, da die Blut-Hirn-Schranke nicht überwunden werden kann.
Aufnahme über die Nahrung
Der Konsum von serotoninreicher Kost, wie beispielweise Kakao oder Bananen, bewirkt eine Stimmungsaufhellung also nicht wegen des darin enthaltenen Serotonins. Vielmehr bewirken die aufgenommenen Kohlenhydrate dieser Lebensmittel in Kombination mit ihrem Trypthophangehalt eine vermehrte Produktion und Ausschüttung von Neurotransmittern im Gehirn, die zu dieser Wirkung führen. Serotonin kann unserem Organismus also nicht einfach über das Essen oder in Form einer Pille zugefügt werden.
Eigensynthese des Serotonins
Die Eigensynthese von Serotonin verläuft beim Menschen über die Aminosäure L-Trypthophan hauptsächlich in den Zellen der Darmschleimhaut ab. Von dort aus wird das Serotonin über die Blutplättchen transportiert. Da eine Passage des Serotonins über die Blut-Hirn-Schranke nicht möglich ist, wird Serotonin auch seperat im Gehirn und dort im Zentralnervensystem produziert. L-Trypthophan besitzt nun im Gegensatz zum Serotonin einen „Schlüssel“, um die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden, und kann daher vom Darm ins Gehirn gelangen.
Vorraussetzungen für die Eigensynthese des Serotonins
Im modernen Alltag werden die Voraussetzungen für die Bildung von Serotonin infolge
– der Fast-Food-Kultur (erhitzte, industriell verarbeitete Nahrung)
– unserem Bewegungsmangel
– unserem geringen Aufenthalt in der freien Natur
nicht oder nicht ausreichend erfüllt. So sinkt aufgrund von Serotoninmangel unsere Stimmung . Der menschliche Körper wartet auf eine mineralstoff- und vitalstoffreiche unerhitzte pflanzliche Ernährung, denn er ist immer noch an die Bedingungen der Steinzeit angepasst. Er bekommt aber eine erhitzte industriell verarbeitete Nahrung, an die er nicht angepasst ist.
Antidepressiva und Drogen wie Ecstasy haben Hochkonjunktur, denn sie wirken direkt im Gehirn auf den Serotoninstoffwechsel, indem sie den Serotoninspiegel erhöhen. Im Zusammenhang mit Alkohol, Süßigkeiten und Zigaretten konnte festgestellt werden, dass ein Mangel an Serotonin die Entstehung von Suchtverhalten fördert. Ein hoher Serotoninspiegel hingegen führt zu einer verminderten Aufnahme von Alkohol, Stimulantien und Opiaten. Auch durch die Einnahme der Pille wird der Serotoninspiegel gesenkt. Der Süßstoff Aspartam enthält die Aminosäure Phenylalanin, welche mit Trypthophan um die Resorption konkurriert. Koffein erhöht den Spiegel des Stresshormons Cortisol und damit den Serotoninbedarf. Gleichzeitig hemmt es ein Enzym, das ausschlaggebend für die Aktivierung der Eigensynthese des Serotonins aus L-Tryptophan ist. Auch Neonlicht ist schlecht für unseren Serotoninstoffwechsel. Zu den größten Serotonin-Blockern gehören weiterhin auch proteinreiche Lebensmittel wie Fleisch- und Milchprodukte.
Ein dauerhafter Serotoninmangel kann zu zahlreichen psychischen Erkrankungen, wie z. B. Depressionen, Schizophrenie, Appetit- und Schlaflosigkeit und Essstörungen führen. Auch Migräneattacken und das prämenstruelle Syndrom werden mit Serotoninmangel in Verbindung gebracht.
Gesundheitstipp für einen höheren Serotoninspiegel
Wer jedoch die Vorraussetzungen für die Bildung von Serotonin kennt, kann sich selbst, ohne Drogen und auf natürlichem Wege, in einen Zustand entspannter Zufriedenheit versetzen. So ist ein Serotoninmangel bei Sportbegeisterten ein Fremdwort, denn bei auszehrender körperlicher Betätigung verbrauchen die Skelettmuskeln nach und nach alle Energieträger. Zuerst den Zucker und danach die Aminosäuren, außer das Trypthophan. Wenn das essentielle Tryptophan mit der Nahrung aufgenommen wurde, gelangt es in hoher Konzentration ins Gehirn und kann dort die Eigensynthese des Serotonins bewirken. Jeder Ausdauersportler kennt den beglückenden Zustand jenseits des ersten Erschöpfungszustandes, der auch als „Runners‘ High“ bekannt ist und mit der Ausschüttung von Endorphinen im Gehirn zu tun hat.
Eine tryptophanreiche pflanzliche unerhitzte Nahrung, die möglichst auf leeren Magen gegessen wird, kann ebenfalls die Bildung von Serotonin fördern. Wer keine Zeit hat, die pflanzliche Nahrung vor dem Essen klein zu schneiden und ausgiebig zu kauen. Wer dafür keine Zeit hat, kann sich ein Getränk auf Wasserbasis bereiten, das Quinoa, Amaranth und Topinambur und Bananen enthält und mit hochwertigem Leinöl angereichert werden kann. Bei der Zubereitung eines Müslis mit Joghurt oder anderen Milchprodukten muss etwas Zucker, Honig, Ahornsirup oder frisch gemahlene Getreideflocken hinzugefügt werden, damit das Trypthophan bevorzugt ins Gehirn gelangen kann und die verbleibenden Aminosäuren der Milch in die Skelett-Muskelatur geschickt werden.
Dr. Heike Jürgens
Weiterführende Literatur/Quellen:
– http://de.wikipedia.org/wiki/Serotonin
– http://www.medizinfo.de/sucht/ursachen/physiologie.shtml
– http://tryptophan-serotonin.blogspot.com/2009/05/tryptophan-stimulation-der.html
– http://www.topfruechte.de/l-trypthophan-beeinflusst-unser-seelenleben-positiv/